Therapie:
In der Regel ist die Kastration heilend. Eine bilaterale Kastration ist wegen der Vererbbarkeit und dem möglichen bilateralen Auftreten vorzuziehen.
Nur im Fall der Knochenmarksdepression bei sertolizellinduziertem Östrogenismus und bei Metastasen (
wenn man zu spät eingreift) sind die Hunde nicht mehr zu retten.
Kryptorchide Rüden sollten frühzeitig (in jungen Jahren bereits) kastriert werden, weil das Nichtabsteigen des Hodens weitervererbt wird (auch die weiblichen Nachkommen können es weitergeben)
Bei den Kryptorchiden Rüden muß versucht werden den versteckten Hoden zu lokalisieren, meißtens befindet er im Bereich des Leistenringes, jedoch kann er auch im Abdomen sein. In solch einem Fall ist
die Laparotomie nötig.
Achtung! Eine Laboruntersuchung wegen der Gefahr der Anämie, Gerinnungsstörung (durch die Knochenmarksdepression) und die Untersuchung der lokalen Lymphknoten sollten der OP vorausgehen.
Quellennachweise:
-Martin Kessler, Kleintieronkologie, 3. Auflage 2012, Enke Verlag Stuttgart
-1. Dow C: Testicular tumors in the dog. J Comp Pathol. 1962; 72:247–265
-2. Grieco V, Riccardi E, Greppi GF et al.: Canine testicular tumours: a study on 232 dogs. J Comp Pathol. 2008; 138: 86–89
-3. Hayes HM, Wilson GP: Hormone dependent neoplasms of the canine perianal gland. Cancer Res. 1977; 37: 2068–2071
-4. Hayes HM, Wilson GP, Pendergrass TW et al.: Canine cryptorchism and subsequent testicular neoplasia: case-control study with epidemiologic update. Teratology. 1985; 32: 51–56
Beispielbefunde pathologische Untersuchung:
Beispiel 1: 10 jähriger Rüde, pathologische Untersuchung Hoden,
zwei Tumore:
Makroskopischer Befund:
Eingesandt wurden zwei Hoden mit einer Größe von 5,5 x 5 x 2,7 cm und 5 x 3 x 2,5 cm, beide mit jeweils ein bis zwei Umfangsvermehrungen.
Es wurden sieben Lokalisationen für die histologische Untersuchung eingebettet.
Mikroskopischer Befund:
Durchgeführt wurde eine H.E.(Hämatoxylin-Eosin)-Färbung gemäß der gültigen Standardarbeitsanweisung.
1.Im Hoden ist eine multinoduläre Neoplasie nachweisbar, die von den Leydigzellen ausgeht.
Das Wachstum ist solide. Die Tumorzellen sind gut differenziert und zeigen keine Mitosen oder Kernatypien.
Die Hodenkapsel wird von den Tumorzellen nicht infiltriert. Das übrige Hodengewebe weist eine aktive Spermiogenese auf.
In den Nebenhodenanschnitten finden sich Spermien. Im Bereich des Plexus pampiniformis sind keine Tumorzellemboli oder Metastasen nachweisbar.
2.Im Hoden ist eine kleine Neoplasie nachweisbar, die von den Sertolizellen ausgeht. Das Wachstum ist intratubulär bis diffus.
Die Tumorzellen sind mäßig differenziert und zeigen einzelne Mitosen und Kernatypien. Das übrige Hodengewebe weist eine aktive Spermiogenese auf.
In den Nebenhodenanschnitten finden sich Spermien. Im Bereich des Plexus pampiniformis sind keine Tumorzellemboli oder Metastasen nachweisbar.
Diagnose
1. Leydigzelltumoren
2. Kleiner Sertolizelltumor
Kritischer Bericht:
Ad 1: Leydigzelltumoren sind beim Hund häufig. Sie zählen zu den potentiell hormonproduzierenden Tumoren, sind in vielen Fällen aber hormonell inaktiv. Der Tumor tritt oft multipel auf, wobei in 50% der Fälle ein
bilaterales Auftreten beobachtet wird. Histologisch werden solide, pseudoadenomatöse und vaskuläre Typen unterschieden, die aber keine unterschiedlichen Prognosen haben.
Bei einem Leydigzelltumor handelt es sich fast immer um einen gutartigen Tumor mit günstiger Prognose. Metastasen treten nur sehr selten auf (Lymphknoten, Lunge).
Ad 2: Sertolizelltumoren treten bei Rüden häufig im Alter von 8 Jahren und älter auf. Bei zunehmender Geschwulstgröße kann es zur hormonellen Aktivität (Östrogene) kommen, die zu Feminisierungserscheinungen mit Hoden- und
Penisatrophie, Präputialschwellung, Gynäkomastie und Alopezie führen können.
Sertolizelltumoren metastasieren in 10 bis 14% der Fälle. Metastasen werden vor allem in den regionären Lymphknoten, Leber, Lunge, Nieren, Milz, Nebennieren und Pankreas gefunden.
ENDE des Befundes
Beispiel 2: 12 jähriger Rüde, pathologische Untersuchung Hoden,
drei Tumore:
Makroskopischer Befund:
Eingesandt wurden zwei 3,9 x 3 x 1,8 cm und 3,6 x 2,8 x 1,9 cm große Gewebeproben (Hoden mit multinodulärer Anschnittsfläche).
Es wurden Proben aus insgesamt 10 Lokalisationen für die histologische Untersuchung eingebettet.
Mikroskopischer Befund:
In beiden Proben zeigte sich eine multinodulär wachsende Neoplasie, die von den Leydigzellen ausging. Das Wachstum war überwiegend solide. Die Tumorzellen waren gut differenziert und zeigten keine Mitosen oder Kernatypien. Die Hodenkapsel wurde von den Tumorzellen
nicht infiltriert. Das übrige Hodengewebe war druckatrophisch.
In einem der eingesandten Hoden fand sich weiterhin eine Neoplasie, die von den Spermatogonien ausging. Das Wachstum war teils intratubulär, teils solide Die Tumorzellen waren mäßig differenziert
und zeigten zahlreiche Mitosen und Kernatypien. Die Hodenkapsel wurde von den Tumorzellen nicht infiltriert.
Nebenhoden und Plexus pampiniformis waren unauffällig.
Diagnose
- bilateraler, multinodulärer Leydigzelltumor
- unilaterales Seminom
Kritischer Bericht:
Ad 1: Leydigzelltumoren sind beim Hund häufig. Sie zählen zu den potentiell hormonproduzierenden Tumoren, sind in vielen Fällen aber hormonell inaktiv. Der Tumor tritt oft multipel auf, wobei in 50% der Fälle ein
bilaterales Auftreten beobachtet wird. Histologisch werden solide, pseudoadenomatöse und vaskuläre Typen unterschieden, die aber keine unterschiedlichen Prognosen haben.
Bei einem Leydigzelltumor handelt es sich fast immer um einen gutartigen Tumor mit günstiger Prognose. Metastasen treten nur sehr selten auf (Lymphknoten, Lunge).
Ad 2: Seminome kommen vor allem beim Hund vor, können aber auch bei anderen Tierarten auftreten (z.B. Pferd).
Die Rüden sind in der Regel 7 Jahre oder älter, eine Rassedisposition ist nicht bekannt. Seminome treten meist unilateral auf. Ein Kryptorchismus ist, wie beim Sertolizelltumor, prädisponierend.
Seminome sind grundsätzlich als potentiell maligne anzusehen. Metastasierungen (in den regionären Lymphknoten, Lunge) werden in 6-11% der Fälle beobachtet.
ENDE des Befundes
Bild 3: Dieselben Hoden im Anschnitt. Der linke, größere, ist vollständig entartet und selbst im
kleineren, rechten gibt es einen Tumor in der Mitte
|