|
![](images/spacer.gif) |
Der besondere Fall- Autounfall Katze
![](images/spacer.gif) |
![](images/spacer.gif) |
![](images/spacer.gif) |
![](images/pets_07b.jpg) |
![](images/spacer.gif) |
![](images/spacer.gif) |
Der Notfall am Sonntag Nachmittag
An einem Sonntag Nachmittag wurden wir von einer aufgeregten Besitzerin angerufen, die ihre junge Katze im Garten auf der Seite liegend gefunden hatte
mit deutlichen Atemschwierigkeiten. Die Katze war vorher gesund und munter gewesen, deshalb war die Besorgnis der Besitzerin wegen der dramatischen
Verschlechterung gerechtfertigt.
Bei der Unersuchung waren die Schleimhäute der Katze blass (sie war im Schock), die Atmung flach und stoßweise und die Herzgeräusche waren links kaum
zu auskultieren, dafür konnte man die Lunge auch Links nicht höhren. Es gab auch mehere oberflächliche Wunden, an einer Pfote war eine Kralle mitsamt
der Zehe fast vollständig ausgerissen und aus der Haut geschält, aber diese Läsionen wurden als zweitrangig und nicht lebensbedrohlich eingestuft.
Im Anschluss wurde einen Röntgenaufnahme angefertigt (siehe rechts) und es zeigte sich,
daß Organe aus dem Abdomen in dem Brustkorb der Katze gelangt waren und deshalb die Lungenentfaltung und dadurch die Atmung stark behinderten.
Auch hat die Katze in ihrer Atemnot Luft abgeschluckt, die dann im Magen sichtbar ist.
Solch ein Organvorfall
kommt durch ein schweres Trauma, wenn starker Druck auf den Bauch ausgeübt wird und dadurch das Zwerchfell (die muskuläre Grenze zwischen Abdomen
und Brustkorb) zerreist und Bauchorgane in den Brustkorb gequetscht werden. So z. Bsp bei einem Autounfall (Drübergefahren) oder einem Sturz aus großer
Höhe auf den Bauch.
|
Notoperation
Die Katze wurde stabilisiert mit Infusion, Schmerzmittel und Antibiose und für die sofortige Notoperation vorbereitet. Etwa zwei Stunden später war der
Kreislauf der Katze stabil und wir konnten die Operation beginnen. Es zeigte sich, daß Teile des Darmes an zwei Stellen über ca. 20 - 25 cm Länge von
der Blutversorgung abgerissen waren und in den Brustkorb durch einen Riß im Zwerchfell gelangt waren (siehe Photos 2 und 3). Auch war das Zwerchfell
zusätzlich an der linken Seite von den Rippen abgerissen (ein zweites Loch) und die Rippen in diesem Bereich frankturiert. Die von der Blutversorgung
abgetrennten Darmabschnitte waren schon hypoxisch und dabei abzusterben, mussten also reseziert werden und es wurden end-to-end Anastomosen des Darmes
geschaffen (übersetzt: totes Darmstück abschgeschnitten, gesunde Enden zusammengenäht). (Für beide Abschnitte, siehe Bild 4) Die große Gefahr bei solch
einem Eingriff ist, daß die Naht undicht ist und Darminhalt austritt und zu einer sehr schmerzhaften und tödlichen Bauchfellentzündung führt. Zur
Sicherheit wurde über die Nahtstellen Nezt genäht.
|
![](images/cat01OP1.jpg) |
![](images/cat01OP2.jpg) |
![](images/cat01OP3.jpg) |
Bild 2: von der Blutzufuhr abgerissener Darm
|
Bild 3: starke Einblutungen an der Abrissstelle
|
|
Komplikationen
Normalerweise herrscht im Brustkorb ein Unterdruck, damit die Lunge sich entfalten und das Tier atmen kann. Bei einer Verletzung des Brustkorbes kollabiert
die Lunge, wenn der Unterdruck verloren geht und das Tier kann nicht mehr atmen. In diesem Fall hilft nur eine Druckbeatmung des intubierten Tieres. Im Fall
unseres Patienten kollabiert die Lunge erwartungsgemäß mit Eröffnung des Bauches, ich habe sofort mit O2 und Druck beatmet, aber als der Darm aus dem
Bruskorb entfernt wurde kollabierte der Kreislauf erneut (trotz Dauerinfusion und stabilisierenden Medikamente) und die Katze musste während der Darm
und das Zwerchfell "geflickt" wurden zwei Mal "wiederbelebt" werden. So schnell wie möglich wurde der Brustkorb und das Abdomen verschlossen und die Katze
auf "intensiv" gebracht. Eine Kontrollröntgemaufnahme zeigte, daß alle Bauchorgane aus dem Brustkorb enfernt worden waren, aber die Lunge noch kollabiert
war, weil, durch die OP, sich noch Luft in Brustkorb außerhalb der Lunge befand. Diese wurde abgesaugt und die Katze konnnte danach wieder gut atmen.
|
![](images/cat01TLC1.jpg) |
![](images/cat01TLC2.jpg) |
![](images/cat01RX3.jpg) |
Bild 5: Trotz Handfütterung will sie noch nicht richtig fressen
|
Bild 6: Mit Esophagussonde und Halsverband
|
Bild 7: Im Röntgenbild sieht man die Position der Esophagussonde
|
noch mehr Komplikationen, zweite Operation und Nachsorge
Auch ein genähter Darm benötigt Futter, aber es muß sehr vorichtig angefüttert werden. Die Katze hatte nicht richtig Appetit und war auch noch etwas
schmerzhaft am Bauch am Tag nach der OP - was auch durch den heftigen Unfall erklärbar wäre. Sie frass zwar etwas, aber das Futter schien nicht "weiter
zu gehen" sondern im Magen zu verbleiben (Tastbefund und Kontrollröntgen). Nun ist es durchaus auch möglich, daß bei einem Unfall auch die nervale Versorgung
des Darmes beschädigt wurde und die Peristaltik (Vorwärtsbewegung) nicht mehr funktioniert. Als die Katze am zeiten Tag anfing, daß wenige Futter, das sie
gefressen hatte auch noch zu erbrechen,
hat Fr. Dr. Petzold eine zweite OP angeordnet um die Nahtstellen des Darmes zu kontrollieren und um ein Leck hier bzw. eine Peritonitis auszuschließen.
Zum Glück waren der Darm vital und die Nahtstellen dicht und in Heilung. Es zweigte sich jedoch, daß durch ein Riß im sog. "Netz" (ein "Sack" aus Fett, der
die Bauchorgane insgesamt umschließt) Darmteile ausgetreten waren und es deshalb zu einer Stenose bzw. zum Stop des Futtertransportes gekommen war. Diese
Verleztung wurde in der ersten Operation übersehen, weil der Zustand der Katze wegen des offenen Brustkorbes so extrem kritisch war, das wir nur schnell
die Katze stabilisieren mussten. Der Darm wurde reponiert und die Rißstelle des Netzes geschlossen.
Im Zuge dieser Narkose wurde der Katze eine Esophageale Sonde gelgegt: seitlich am Hals in die Speiseröhre bis kurz vor den Magen. Hierdrüber war es sehr
gut möglich kleinste Mengen Futter und nahezu alle Medikamente zu verabreichen. Alle zwei Stunden erhielt die Katze Spezialfutter und Wasser über die Sonde.
Nun erholte sie sich zusehends und auch der Futtertransport und der Kotabsatz funktionierten wieder. Die Sonde wurde zehn Tage belassen und die Katze intensiv
zuhause betreut.
Etwa drei Wochen nach der ersten OP wurde auch die mittlerweile abgestoßene verletzte Zehe abgesetzt. Sie benötigte weitere zwei Wochen Medikamente, aber
sechs Wochen nach dem Unfall war sie wieder bei ihrem Ausgangsgewicht angelangt und konnte aus der Therapie entlassen werden.
|
|
|
![](images/pets_27.jpg) |
|
|